Wir sehen die Realität nicht so, wie sie ist, sondern wie sie uns Künstler*innen zeigen.
Bevor die Schau „König der Tiere“ beendet wird, haben mein Freund H. und ich die

Schirn aufgesucht. Wilhelm Kuhnerts großdimensionierte Gemälde haben das Afrikabild der Deutschen von der Kaiserzeit bis heute geprägt. Kuhnert inszeniert den König der Tierwelt in großen Posen: als Herrscher, der über die Savanne blickt, oder als treusorgenden Familienvater mit Weib und Kind. Der reale Löwe als Rudeltier und schläfrige Großkatze erschien Kuhnert zu langweilig. In seinen Porträts erlebt der Löwe eine künstlerische Überhöhung, wie wir sie von Monarchen zum Beispiel in den Abbildungen von Ludwig XIV. oder Napoleon kennen. Um aber den Löwen in gefährliche Nähe zu kommen, suchte der Maler dann doch lieber den Berliner Zoo auf. Kuhnert hält die Umgebung in impressionistischen Strichen fest, nur Fell und besonders die „Gesichtszüge“ seiner Majestäten gibt er in realistischer Genauigkeit wieder.

Die zweite Ausstellung im Haus widmet sich der „Wildnis“ in der künstlerischen Darstellung. Die Gemälde, Fotografien, Videoinstallationen und Skulpturen zeigen anschaulich das Bild des modernen Menschen von jenen Welten, die ohne ihn auskommen: Dschungel, Gebirge, Eiswelten… Oft romantisiert, immer ein Gegenpol zu unserer Zivilisation. Auch in dieser Ausstellung wird deutlich, dass unser Blick auf die Natur von Künstler*innen auch nach der Romantik nachhaltig geprägt ist. Die „Wildnis“ ist zu der großen Projektionsfläche geworden, in die wir alles hineinlesen können, was wir in der „Menschenwelt“ vermissen.
Kultur macht hungrig und durstig. Wer die Patisserie IIMORI noch nicht kennt, sollte sich beim nächsten Frankfurtbesuch einfach dort eine Auszeit gönnen. Der Spaziergang dorthin führte uns durch die neue Altstadt. (Deren Fan ich bin.)
Leider reichte die Zeit nur für einen kurzen Abstecher ins Historische Museum, es schloss um 18.00 Uhr. Frankfurt erstrahlte von der Eisernen Brücke aus gesehen als Stadt der Lichter. Etwas länger hielten wir es beim Wagner aus…